von ETZploited » 8. Dezember 2011 14:20
Die Diskussion zum Thema Sinterbeläge war vor 3-4 Jahren aktuell.
Die Quintessenz damals war, organisch="gut", gesintert="schlecht".
Es war Hermanns Aussage, daß die gesinterten die originale MZ-Scheibe angreifen (können) - sie sind tatsächlich i.A. härter.
Weil es ordentliche und brauchbare organische Bremsklötze gibt, besteht ja auch kein Anlaß für Experimente. Theoretisch.
Nur ist das Thema ein ganzes Stück komplexer, denn ganz grundsätzlich ist Belag nicht gleich Belag
Zum einen bezieht sich Sintern erst mal nur auf die Herstellunsgweise, zum zweiten weiß niemand, welcher Art die eigenschaftsbestimmenden Füllstoffe in den organischen im Einzelnen sind.
Auf deutsch heißt das: es ist im Einzelfall zu entscheiden, ob ein Belag tauglich ist oder nicht.
Und es gibt keine Garantie, daß organische stets unbedenklich sind.
Übrigens, es ist nicht gesagt, daß ihre Bremsleistung unbedingt geringer ist als mit gesinterten.
Unterschiede kann es auch im Ansprechverhalten und im Belagsverschleiß geben, jetzt mal abgesehen davon, daß sich gewisse Paarungen wegen Bremsscheibenverschleiß und Wärmeentwicklung verbieten.
Die organischen DDR-Beläge erkennt man schon an der typischen Färbung und der Homogenität des Materials.
Aber aufgrund der oben erwähnten ganz unterschiedlichen Füllstoffe "heutiger" Beläge dürfte ein eindeutiger Zuordnungsversuch organisch vs. gesintert schwierig ausfallen (google zum Spaß mal nach Bildern), und wie angedeutet, als finales Entscheidungskriterium in meinen Augen fraglich.
Mein Fazit, beim Neukauf auf Produktempfehlungen verlassen oder Erfahrungen selbst sammeln.
Zur Einordnung unbekannter gebrauchter Beläge, die erst mal gründlichst reinigen (mit dem Zahnbürstchen und Bremsenreiniger schrubben).
Dann auf gleichmäßigen Abtrag prüfen (gleiches verschleißmaß an an- und ablaufender Seite), Tragbild kontrollieren auf Riefen, Ausbrüche, Verglasungen.
Klar zieht es immer mal Dreck mit durch, aber massive, großflächige Ausbrüche sind meiner Meinung nach ein untrügliches Zeichen, daß die Beläge nicht geeignet sind.
(Abgesehen davon, sie dürfen dann sowieso nicht noch einmal verwendet werden, weil jetzt erst recht Verglasung droht)
Entscheidest du dich für den Einbau, dann achte im Betrieb darauf, ob übermäßiges Quietschen vom Belagmaterial herrührend auszumachen ist (das heißt, bei Montage sicherzustellen, daß die relevanten Stellen mit Antiquietschpaste behandelt sind und die Leichtgängigkeit der Klötze in den Führungsschächten gegeben ist, um dies als Fehlerquelle auszuschließen).
Sollte dann starkes Quietschen auftreten, ist das kein gutes Zeichen.
Am Ende kannst du die Klötze nach einer Weile immer nochmal zur Kontrolle des Tragbilds ausbauen.
(Zur Erinnerung: Nur ist dabei zu beachten, daß an den RBK anhaftender Schmutz oder Oxidationen des Führungsrings des RBZ beim Zurückdrücken der RBK deren Eloxierung zerstören oder der Dichtring beschädigt. Die Staubschutzmanschette hat schließlich die tolle Eigenschaft, eingedrungenen Schmutz und Feuchtigkeit schön eingeschlossen zu halten.
-> Man drückt keine RBK in den Sattel zurück, wenn dieser nicht vor überschaubarer Zeit instandgesetzt wurde oder wenigstens die RBK noch ein Stückchen ausgepumpt und dann gesäubert wurden.
Oder einfach gesagt, wer lange was von seinem Sattel haben will, der macht bei jedem Bremsklotzwechsel eine Sattelinstandsetzung)
Und immer schön auch daran denken: Mit neuen Belägen und/oder nach Neumontage immer erst mal sanfte einbremsen.
Viele Grüße,
Arne
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