*seufz*, jetzt muß ich mich doch wieder einklinken.
So schön die Tipps ja auch sind, aber so hat das in meinen Augen alles nicht so richtig Hand, noch Fuß...
Als erstes wäre zu prüfen, inwieweit der Verschleiß der Garnitur überhaupt schon fortgeschritten ist, weil es höchstwahrscheinlich sinnvoller ist, doch gleich auf den nächsten Übermaßschliff zu gehen.
Denn erstens wird sowieso ein neuer Kolben benötigt, zweitens ist davon auszugehen, daß du keine neuen Kolbenringe mehr verwenden kannst.
Im Laufe der Zeit, also mit zunehmenden Verschleiß, wird die Laufbuchse bauchig, im Querschnitt elliptisch bzw. oval (in Kipprichtung). Darauf sind natürlich auch die Kolbenringe eingeschliffen. Würdest du nun neue einsetzen, liegen die nur noch an drei Punkten an und es gibt keine Kompression mehr. Und die schleifen sich auch nicht mehr ein.
Laut NM ist der Ringwechsel nur bis 3000km möglich; In der Praxis fühlt man oben in der Laufbuchse ab, ob sich dort eine Kante ausgebildet hat. Diese Kante ist praktisch der Anschlag des obersten Rings in OT-Stellung des Kolbens. Und wenn sie fühlbar ist, dann kannst du keine neuen Ringe mehr verwenden.
Zwar geben sowohl Rep-buch als auch NM vor, daß man die Kolbenringe vorsichtig vom Kolben abziehen kann, aber dabei droht stets Bruchgefahr, und außerdem könnten sie sich verziehen und liegen dann nicht mehr richtig an, und darum vermeidet man es besser, wenn es geht.
Wenn du die alten Ringe auf einen neuen Kolben ziehst, mußt du unbedingt auf die richtige Reihenfolge und ursprüngliche Einbaulage achten.
Es wäre natürlich blöd, wenn du jetzt den neuen Kolben einbaust, und in spätestens 10T km ist trotzdem der Übermaßschliff fällig. Wobei man Schliff sagt, aber tatsächlich wird die Laufbuchse aufgebohrt. Kolben gibt es übrigens in 0.05mm Abstufungen.
Also müßtest du den Verschleiß der Laufbuchse messen, man macht das in Ermangelung ordentlicher Meßwerkzeuge über den Kolbenringstoß. Anstatt dafür einen Kolbenring zu entfernen, kannst du auch den ganzen Kolben (demontiert) vorsichtig in die Laufbuchse schieben, und zwar mit der Auslaßseite zur Einlaßseite hin, also praktisch um 180° gedreht, so daß im Auslaßfenster der Ringstoß sichtbar ist und mit einer Fühlerlehre gemessen werden kann. Sollte er 1,5mm betragen oder überschreiten, ist der Übermaßschliff fällig.
Schau dir auch den Kolben an, dort erkennst du evtl. Spuren der Blow-By-Gase, also wo es unverbranntes Gemisch an den Ringen vorbeigedrückt hat, in Form von bräunlichen/schwarzen Ablagerungen. Gehen die deutlich in die Ringzone hinein, wird es nicht mehr lang dauern, gehen sie über die Ringzone hinaus aufs Kolbenhemd, ist ein Wiedereinbau hinfällig.
Dazu sei allerdings gesagt, daß ja heutzutage vermehrt teilsynthetische (oder gar vollsynthetische) Öle in Anwendung sind, und bei denen bilden sich wenig bis keine Verbrennungsrückstände aus, damit wird dieser Test dann ziemlich hinfällig.
Noch ein Punkt.
Laut NM darf das Spiel zwischen Kolben und Buchse 0.1mm nicht überschreiten. Es ist zwar seltsam, daß dieses Maß nicht für die einzelnen Motoren spezifiziert ist, denn das Einbauspiel ist beim MM/4 ja z.B. 0.4, beim EM250 gleich 0.5mm, aber probieren kannst du ja trotzdem mal folgendes:
Stecke den Kolben in den Zylinder, so daß die Kante vom Hemd ca. in der Mitte der Buchse steht, und prüfe, wie leicht oder schwer du das 0.1mm-Blättchen der Fühlerlehre zwische Buchse und Hemd bekommst.
Im Prinzip sind das alles Arbeiter- und Bauernmethoden, von denen man sich kaum wirklich konkrete Aussagen erhoffen kann. Aber in der Summe geben sie eben ein gewisses Bild ab.
Das sicherste Zeichen für eine verschlissene Garnitur ist immer noch Leistungsverlust bei erhöhtem Verbrauch, wenn sonst alles in Ordung ist.
Bis auf den Schaden oben am Zentrierbund und die Grate an den Fenstern (jedenfalls sieht es wie Grate aus) macht deine Buchse keinen schlechten Eindruck. Fühl den Schaden oben mal ab, sind das Ausplatzungen? Sollten sie oberhalb der evtl. ausgebildeten Kante des oberen Kolbenrings liegen (siehe meine Beschreibung oben), würde ich mir keine großen Gedanken machen.
Ist es tatsächlich nur Aluabrieb, dann wie schon oben von Hans geschrieben wurde.
Kann man auch wegätzen, glaube ich, oder wegpolieren (in Laufrichtung). Von Schleifpapier ist abzusehen.
Trotzdem: Einen neuen Kolben brauchst du sowieso, und wenn du die Empfehlung animmst, die Buchse honen zu lassen (ein Fehler ist das sicher nicht), dann kannst du gleich alles ordentlich machen und den Zylinder gleich mit aufs nächste Maß ausbohren lassen. Und wie schon erwähnt wurde, die Fensterkanten solltest du anfasen.
Dann hast du für die nächsten 40.000km Ruhe.
Also prüf einfach mal alles und entscheide dann.
So, und nun noch eins.
Ein Foto kann täuschen, aber die weißen Pünktchen könnten Alukrümelchen sein.
Sollte nur der leiseste Verdacht bestehen, daß davon was ins untere Pleuellager gekommen ist, bist du mit einer neuen bzw. überholten KuWe besser beraten, bevor du mal mit einer festgegangenen Welle in den Gegenverkehr rutscht.
Über Empfehlungen wie Kurbelgehäuse ausspülen kann ich mich da nur sehr wundern, denn wie das ordentlich funktionieren soll, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Es war die Rede davon, daß der Motor kurz blockierte - theoretisch könnte es sein, daß der Kolben wegen dem Abrieb verklemmte (doch bis auf die Spuren oben am Zentrierbund ist ja nichts zu sehen) - es könnte genauso gut sein, daß Splitter bereits ins Nadellager gelangt waren.
Und da ist es nicht angeraten, die Welle sorglos weiterverwenden zu wollen.
Aber das braucht ja niemanden hier zu kümmern, ist ja nicht ihr Motor...

.