Sehr schöne Idee (und noch schönere Geschichten bisher

)!
Ich gebe mal meine zum besten:
Es war 1998 (oder so) und ich hatte seit knapp einem Jahr den Motorradschein - und eine TS150. Sprich: es war mein erster Motorradwinter. Entsprechend spärlich sah mein Kleiderschrank aus: eine (gewöhnliche) dicke Jacke, ein paar dünne Sommerhandschuhe, ein Helm. Thermohose? Motorradstiefel? Stoffhaube? Alles unbekannt und eben nicht vorhanden. Sowieso was für Weicheier mit zuviel Geld.
Es war November als ich auf die Idee kam, zum Oldtimermarkt nach Herrenberg im Schwarzwald zu fahren. Das sind 150km.
Nun war es nicht irgendein November, es war ein
kalter November. Minus 6 Grad Celsius standen an. Das erfuhr ich aber erst während der Fahrt auf diversen elektronischen Anzeigetafeln. Noch Tage vorher waren es noch recht angenehme 10°C und war recht viel mit der TS unterwegs, dachte also überhaupt nicht daran daß es irgendwie zu kalt werden könnte.
Ich kam also aus meiner warmen Wohnung heraus, setzte mich auf die TS, merkte daher nichts von der Kälte. Wohl aber bereits nach einer Viertelstunde Fahrt. Najaaaa dachte ich...das geht vorbei.
In Graben-Neudorf gibt es einen Bäcker mit Steh-Cafe, den visierte ich also an und machte einen ersten Halt. Den heißen Kaffee stürzte ich hinunter, dann noch einen, dann begann ich langsam wieder Gefühl in Finger und Zehenspitzen zu bekommen.
Die nächste Pause mußte bereits schon in Karlsruhe sein. Völlig durchgefroren, ohne Gefühl in Fingern und Zehen, begann meine Hüfte seltsame Zitteranfälle zu bekommen, sowas hatte ich noch nie erlebt.
Umkehren? Nah, die Hälfte ist doch schon geschafft!
Bei diesem Halt - McDonalds - genehmigte ich mir wieder zwei Heißgetränke und deckte mich mit dem Serviettenpapier reichlich ein. Handschuhe, Schuhe und Hose wurden damit nun auf der Toilette zugestopft.
Um meine Schuhe (es waren wirklich nur ganz normale Straßenschuhe...) band ich Plastiktüten.
Und weiter gings.
Ich kann nicht sagen ob ich nach diesen Maßnahmen noch fror oder nicht. Dazu hätte es eines Gefühls an den entsprechenden Körperstellen bedarft. Jedenfalls schienen Füße und Hände nun zumindest überlebensfähig, der Hauptkältereiz wurde nun permanent von den Beinen (und da speziell von den Knien) gesandt.
Dann geschah das Wunder. Erfrieren können hätte ich mit jeder beliebigen Maschine. Nicht aber mit einer MZ!
Ich stand tankend, zitternd, frierend und blau angelaufen an einer Pforzheimer Tankstelle (ausspähend was ein Kaffe hier kostet) als plötzlich aus einem gerade an einer Zapfsäule eingeparktem Auto ein Mann sprang, in meine Richtung blickte, auf mich zeigte und rief: "Hey Du!"
Wer? Ich? Zu schnellen spontanen Gedankengängen und Reaktionen waren meine eingefrorenen Hirnwindungen nicht mehr fähig.
"Nicht wegfahren! Ich hab auch so eine! Ich zahle nur schnell!"
Wie der nette Mann hieß weiß ich nicht mehr, aber er lud mich bei sich zu Hause auf einen Kaffee (und Kuchen und was es sonst so gab) ein, wir plauderten, er zeigte mir seine TS (allerdings eine 250/1) und wir plauderten noch über dies und das.
Richtig aufgewärmt, mit meiner ersten spontanen Kaffee-Einladung durch Gleichgesinnte, legte ich den restlichen Weg über nasses (vereistes?!) Laub, verschneite Straßen und gefühlten Minus 100 Grad problemlos zurück.
Der Teilemarkt in Herrenberg war ein Flop - nix für MZ dabei
Dort wieder mit viiiiel Kaffee und Sitzen auf der Heizung aufgewärmt

und nach nichtmal einer Stunde die Heimreise angetreten.
Auf dem Rückweg wurden die beschriebenen Zuckungen meiner Hüfte immer schlimmer; es waren nun nichtmehr einzelne Körperteile denen es ein wenig zu unbeheizt war, ich spürte immer mehr wie mein ganzer Körper richtig auskühlte und mit unkontrollierbaren Zuckungen reagierte.
Zu allem Ungemach fuhr meine TS seit Karlsruhe nur noch 80 km/h maximal. Als ich zu Hause ankam war die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/ gefallen. Das sollte mein erster Kontakt mit der Zündnachstellung werden.
Zu Hause angekommen fiel ich sofort ins Bett, durchlebte auch dort noch einige Schüttelattacken und konnte mich die folgende Woche erstmal krankmelden. Was ich genau hatte weiß ich nicht, aber ich fühlte mich 3-4 Tage richtig schwach, wohl Folgen der Unterkühlung.
Das, was mir von dieser Fahrt aber bis heute am meisten in Erinnerung blieb war die Einladung zum Kaffee. Einfach weil ich ne MZ fahre. Klasse

.
Die Woche drauf stand ich im Louis und deckte mich mit Winterklamotten ein
Gruß Alex